
Im Jahr 2009 trat Univ. Prof. Dr. med. Herbert Lipsky mit der Idee für eine Ausstellung über steirische Künstler*innen in der Zeit des Nationalsozialismus an das Graz Museum heran. Inspiriert war er durch die Schau „Moderne in dunkler Zeit. Widerstand, Verfolgung und Exil steirischer Künstlerinnen und Künstler 1933–1945“ in der Neuen Galerie, die er 2001 gesehen hatte. Beleuchtete diese Ausstellung die zerstörerischen Auswirkungen der NS-Kulturpolitik auf die moderne, als „entartet“ diffamierte Kunst, so wollte Herbert Lipsky den Blick auf jene steirischen Künstlerinnen richten, die sich mit dem nationalsozialistischen Regime arrangiert oder ihm gar als Propagandakünstlerinnen angedient hatten. Mit diesem Vorhaben wollte er einen bislang wenig beachteten Abschnitt der heimischen Kunstgeschichte aufarbeiten.
Herbert Lipsky hatte sich bereits im Rahmen eines Buchprojekts intensiv mit der Kunst in der Steiermark während der NS-Zeit auseinandergesetzt. Seine fundierten Recherchen und seine kunsthistorische Expertise waren die Grundlage für eine äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Graz Museum. 2010 konnte in Kooperation mit der Neuen Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum die Ausstellung „Die Kunst der Anpassung. Steirische KünstlerInnen im Nationalsozialismus zwischen Tradition und Propaganda“ eröffnet werden. Begleitend dazu erschien Herbert Lipskys grundlegende Untersuchung Kunst einer dunklen Zeit. Die bildende Kunst in der Steiermark zur Zeit des Nationalsozialismus, das bis heute ein Referenzwerk für die Auseinandersetzung mit dieser Epoche darstellt.
Das Graz Museum verdankt Herbert Lipsky jedoch weit mehr als dieses bedeutende Projekt. Mit Leihgaben aus seiner umfangreichen Sammlung bereicherte er zahlreiche Ausstellungen und unterstützte damit kontinuierlich die inhaltliche Arbeit des Museums. Darüber hinaus war er mehrfach selbst als Zeitzeuge eingebunden, etwa 2021 in der Ausstellung „Jochen Rindt, Mythos Graz“, in der ein Interview mit ihm zu hören war.
2019 stellte Herbert Lipsky im Graz Museum sein Buch Jahrgang 1936 – Chronik einer Grazer Familie vor. Darin verband er Familiengeschichte mit Stadtgeschichte und zeigte einmal mehr seine Fähigkeit, komplexe historische Zusammenhänge lebendig und anschaulich zu erzählen.
Auch 2025 ist das Graz Museum eng mit Herbert und Ursula Lipsky verbunden. Beide wirkten als Zeitzeug*innen an der Ausstellung „Ins Ungewisse. Graz 1945–1965“ mit und stellten wertvolle Leihgaben zur Verfügung. Zudem werden erneut mehrere Kunstwerke aus der Sammlung Herbert Lipskys gezeigt. Eine Passage aus seinem autobiografischen Buch Jahrgang 1936 ist in der Ausstellung als bedeutendes Zeitdokument präsent und veranschaulicht in ihr die Begeisterung der Jugend für Sport und Kultur in der Nachkriegszeit.
Das Graz Museum dankt Herbert Lipsky für seine langjährige, inhaltlich wie persönlich außerordentlich bereichernde Zusammenarbeit. Seine Expertise, seine Forschung und seine Großzügigkeit haben bleibende Spuren im Museum und in der Grazer Stadtgeschichte hinterlassen.