Führung mit dem Historiker Gerald Lamprecht
Spezial-Führung
In einer Führung durch die Ausstellung Jüdisches Leben in Graz begibt sich der Historiker Gerald Lamprecht auf die Suche nach Jüdinnen und Juden, ihren Lebensräumen und Lebensbedingungen. Dabei wird ergründet, was es bedeutet, in Graz jüdisch zu sein und jüdisch zu leben. Wie hat sich jüdisches Leben in der Vergangenheit gestaltet, wie drückt es sich heute aus? Wie war und ist es in der Stadt präsent? Welche politischen, ökonomischen, kulturellen und religiösen Faktoren beeinflussen das Leben?
Das Leben jüdischer Grazerinnen und Grazer ist über die Zeiten hinweg von Gemeinschaft und Vielfalt aber auch Willkür und Verfolgung geprägt. Wesentliche Themen sind der Alltag in der mittelalterlichen Stadt und die Vertreibungen, die eine lange Abwesenheit jüdischen Lebens bis ins 19. Jahrhundert bewirken. Darauf folgt die allmähliche Einräumung von Rechten, sodass sich Jüdinnen und Juden wieder in Graz ansiedeln und ein reges Gemeinwesen aufbauen können. All dies vollzieht sich in einer Atmosphäre des zunehmend aggressiver auftretenden Antisemitismus, die sich im Novemberpogrom 1938 entlädt. Es leitet die nationalsozialistische Aneignung und Zerstörung jüdischer Lebenswelten und schließlich die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Grazerinnen und Juden ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg stehen die Rückkehr nach Graz, der Wiederaufbau der Gemeinde und die Bewältigung der Vergangenheit im Fokus.