
Wie erzählen Patient*innengeschichten vom Grazer Feldhof die Stadtgeschichte?
Vortrag von Stefanie Pöschl
Der Grazer Feldhof – heute bekannt als LKH II Süd – trug im Laufe seiner Geschichte viele Namen: Irrenanstalt, Landesnervenkrankenhaus, LSF oder wurde schlicht im Volksmund „Puntigam links“ genannt. Vor über 150 Jahren wurde der Gutshof am damaligen Stadtrand erworben, weil der bisherige Standort am Paulustor völlig überfüllt war. Doch auch das neue Krankenhaus stieß bald an seine Grenzen. Über Jahrzehnte hinweg war der Alltag von Überbelegung, struktureller Überforderung und institutioneller Ausgrenzung geprägt. Ihren grausamen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung im Nationalsozialismus: Mehr als 1.000 Patient*innen wurden im Zuge der „Aktion T4“ ermordet. Diese Geschichte zählt zu den dunkelsten Kapiteln der Grazer Stadtgeschichte – und ist dennoch kaum bekannt.
Doch wie gestaltete sich das Leben hinter den Mauern des Feldhofs wirklich? Welche Herausforderungen und Diskriminierungen prägten den Alltag? Wer waren die Menschen, die dort lebten – und was erzählen ihre Geschichten über Krankheit, Anpassung, Widerstand und das Recht auf ein anderes Leben?
Stefanie Pöschl arbeitet als kuratorische Assistenz im Graz Museum. Sie hat einen Masterabschluss in Geschichtswissenschaft und ist aktuell als Doktorandin an der Universität Graz mit einem Forschungsschwerpunkt auf Psychiatriegeschichte des Grazer Feldhofs tätig. In ihrer Forschung setzt sie sich insbesondere mit den Auswirkungen von Krieg, der Entstehung moderner Traumakonzepte und der Analyse historischer Patientenakten auseinander. Ihre Arbeit verbindet sozial-, psychiatrie- und emotionsgeschichtliche Perspektiven.
Eine Kooperation mit der Stadtbibliothek Graz.